Sie haben den Stern "Stereofotografie" schon besucht und wollen das dort
angeeignete Wissen umsetzen? Sie wollen einfach gute Bilder machen, egal ob
mit einer Kamera oder mit zwei Kameras in Stereoanordnung?
Man kann (fast) überall gute Bilder machen - entscheidend ist meiner Meinung
nach nicht so sehr die Umgebung als vielmehr der Zeitpunkt, der glückliche
Moment, die Lichtstimmung im Zusammenklang mit dem Umfeld, das man insgesamt
in Szene setzen kann. Meine Erfahung in der freien Natur :
Fotografieren an den Tagesenden (nicht 12 Uhr Mittags) oder zu besonderen
Jahreszeiten (z. B. 2. Herbsthälfte oder 1. Frühlingshälfte), kurz, zu
besonderen, nicht alltäglichen Umständen und Bedingungen. Es gibt tolle Fotos
von grandiosen Landschaften aber auch von einer Ecke im Wald!
Als Beispiel seien hier 2 Szenen aus dem Schwarzwald gezeigt, die nicht
schwarzwaldtypisch sind, die auch aus dem Harz sein könnten! Ich möchte hier
einfach nur zeigen, daß man aus im Grunde banalen Motiven ein kleines Ereignis
machen kann. Als beispielhafte Bücher hierzu kann ich empfehlen:
Shinzo Maeda: "Bäume und Gräser"; Taschen-Verlag; ISBN 3-8228-0048-1
Shinzo Maeda: "Kamikochi Die Japanischen Alpen"; Taschen; ISBN 3-8228-0049-X
Wichtig ist nur, man erkennt, daß man nicht irgendwohin in exotische Gegenden hinfliegen
muß, um tolle Szenerien festzuhalten! Bei mir ist es der Schwarzwald,
meine Heimat, die mich immer wieder animiert, Stereofotos zu komponieren.
Da ich auch in diesem Bereich zur "High-End-Philosophie" neige, kurz zur
bevorzugten Ausrüstung:
Kameras: Contax 159 oder Rollei 6002, natürlich in Stereo; keine Filter o. ä.
Filme: nur Dia, Kodachrome (Kleinformat) oder Fujichrome Velvia (Mittelformat)
Alle Mittelformataufnahmen mit Stativ und Spiegelvorauslösung
Objektive: Zeiss oder Rollei, keine extremen Brennweiten; keine Filter o. ä.,
keine Entwicklungseingriffe usw.. Natur pur!
Betrachtung mit Diaprojektoren Zeiss-Ikon oder Rolleivision mit Schneider-
Objektiv oder einfach mit einem Dia-Stereoskop
Vorgesetzte Polfilter vergütet
Leinwand: Hartfaserplatte mit Reinaluminium besprüht.
Die Standort-Satellitenbilder stammen aus den 20 CD-ROM`s "D-Sat5" (auch in 3 DVD`s
als "D-Sat6" erhältlich), die Sie sehr günstig (ca. 19,90 Euro)
bei pearl.de erhalten. Weitere
Informationen über Satelliten-CD`s erhalten Sie unter
euromap.de .
Kurz zum Schwarzwald:
In einem Wanderbuch las ich: Der Schwarzwald trumpft landschaftlich nirgendwo
besonders auf ("langweiliges Mittelgebirge?"). Dem kann ich nicht zustimmen:
Wenn Sie mal eines (Spät-)Herbstmorgens einen Sonnenaufgang auf dem Belchen,
dem Feldberg oder dem Herzogenhorn erlebt haben, mit Blick auf 4 verschiedene
Länder, 4 verschiedene Gebirge und die nebelverhüllten Täler (einschl.
des Rheins) bei einer Sichtweite bis zum Mont Blanc (>350km), dann wissen Sie,
was ich meine!
Ein letzter Tip:
Eine besonders kontrastreiche, leuchtende und auch reizvolle Gesamtkomposition
erhält man bei einem Lichteinfall, bei dem der Winkel zwischen der Sonne, dem
Motiv und dem Kamerastandort ca. (!) 120° beträgt; probieren Sie`s mal aus!
Jetz aber zu den Bildbeispielen (Landkartenempfehlung: Karte des Schwarzwaldvereins
1:50000; vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg):
Von dem angesprochenen Panorama mit Alpenblick und Nebeltälern sehen wir einen
kleinen Teil in den ersten beiden Bildern, allerdings ohne Sonnenaufgang (hier
qualitativ nicht ausreichend darstellbar). Ein Sonnenaufgang auf dem Belchen
ist heutzutage nicht einfach realisierbar, da man nicht mehr wie noch vor 10
Jahren per Auto hochfahren kann, sondern nur noch zu Fuß oder mit der Seilbahn!
Mein letzter Aufenthalt dort oben ist über 10 Jahre her. Die großen 3 im
Schwarzwald ( Feldberg 1493m, Herzogenhorn 1416m, Belchen 1414m) sind im Herbst
bei klarer Sicht ein besonderes Erlebnis, das ich etwas näher bei den nächsten
Bildern differenziere.
Standort: wie oben, aber Blick vom Belchen in Richtung Nordwest zum "versunkenen" Rheintal
Der Belchen ist der westlichste und deswegen auch der exponierteste unter den drei Bergen,
es geht dann schnell steil Richtung Rheintal mit entsprechenden Höhendifferenzen!
Ich finde, der Belchen ist auch der Schönste, was man im nächsten Bild bei
herbstlicher Abendstimmung gut beurteilen kann; seine markante Form fällt aus
jeder Richtung auf! Auf dem Herzogenhorn fühlt man sich, egal wohin man schaut,
mitten im Schwarzwald: Ringsherum ein Meer von rundlichen, dunklen
Bergschwingungen, ähnlich dem Anblick vom Feldberg, auf dem man sich aber
"abgehobener", entfernter vorkommt. Eine Fernsicht wird natürlich bei allen
dreien immer von der Alpenschau gekrönt!
Der Herbst ist nicht alles, deswegen hinein in den Frühling! Da man im
Frühling nie genau weiß, wo die Blüten denn am schönsten sind, sollte man
einfach im April vom Innern des Schwarzwaldes talwärts Richtung Westen fahren,
in irgendeiner Höhenlage wird man bei gutem Wetter sicher zu seinen Bildern
kommen. So war es auch dieses Jahr im berühmten Glottertal an einer Stelle,
die zu allem Überfluß auch noch den Blick zum höchsten Berg des mittleren
Schwarzwaldes, dem Kandel, freigab. Ein perfekter Dreiklang....
Ein Motiv, das auch in anderen Mittelgebirgen entstehen kann; im original
Stereobild ist der eisige Winterzauber mit der blitzenden Sonne und dem hell
angestrahlten Waldesrand so phantastisch eingefangen, daß ich versuchen mußte,
diese Szene, die am Aussichtsberg Brend entstand, hier unbedingt einzubinden.
Natürlich muß ich mich für die optische Umsetzung am Bildschirm dem Original gegenüber
geradezu entschuldigen!
Es lebe der Unterschied und der Märchenwald!
Beenden wir unsere kleine aber feine Schwarzwaldwanderung mit einem (licht-)stimmungsvollen
Vorfrühlingsbild; der ideale Sonneneinfall zauberte aus dem
eigentlich banalen Motiv eine regelrechte Lichterscheinung!
Sie sind eingeladen, die vielen Facetten des Schwarzwaldes auf Celluloid einzufangen,
am besten in Stereo und im Mittelformat aber ohne "Zusätze".
Mit einem minimal abgewandelten Zitat aus einem exklusiven Tonabnehmertest
anfangs der neunziger möchte ich diese Sternenwanderung abschließen:
"Wenn Ihre Bilder schöner sind als das Original, dann sollte Ihnen das so egal sein,
wie die berühmte brennende Currywurstbude in Shanghai!"
Um einen kleinen Eindruck seiner sensationellen Bücher zu bekommen:
Der unerreichte Maßstab in der Abbildungsqualität ist hier natürlich nicht vermittelbar.
Shiro Shirahata fotografiert im Großformat (Linhof) und dieses Buch - ich kenne auch
"Die Alpen" und "Himalaya" - brachte mich 1991 vom Klein- zum
Mittelformat (Stereofotografie).
Bilderbeispiele (Bildausschnitte) aus dem Buch "Karakorum -
die Berge Pakistans" von Shiro Shirahata